Kapelle zu Nordel

Adresse

Lindenallee
31603 Diepenau

Beschreibung

Anlässlich des 90. Geburtstages der Kapelle im Jahr 2023 hielt Prädikant Dirk Bruns die Predigt, in der er die Geschichte der Kapelle beleuchtete:

Erbaut in ernster Zeit
 
„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“
 
Liebe Gemeinde,
 
auf den Tag genau vor 90 Jahren, am 5. November 1933, um 14:00 Uhr, wurde die Kapelle hier in Nordel feierlich eingeweiht. 
 
Dass es überhaupt eine neue Kapelle gab, daran hat der damalige Pastor, Georg Bruns, einen großen Anteil. Als Pastor Bruns seinen Dienst im Jahre 1932 in Lavelsloh antrat - damals gehörte die Kapellengemeinde Nordel zum Kirchspiel Lavelsloh - fand er eine doch recht marode Kapelle vor und der Gottesdienst fand in der Schule statt. 
 
Nordel wollte eine neue Kapelle.
 
Im Mai 1932 wurde die alte Kapelle dann vom damaligen Baumeister der Landeskirche besichtigt. Dieser sah die alte Kapelle aber als renovierungsfähig an, was man im Ort jedoch ganz anders sah. 
 
Die alte Kapelle stand damals - so ist es überliefert - eingeklemmt zwischen Gaststätte und Viehwaage an der Hauptstraße und der Verkehr setzte dem Gemäuer ganz schön zu. 
 
Also wurden Haussammlungen durchgeführt und erbrachten stolze 1517 Reichsmark. Eine denkwürdige Zahl - hatte nicht Matin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an das Kirchentor genagelt.
 
Mit den Arbeiten wurde nach der Erntezeit begonnen - jedes Haus hatte Eigenleistung zu erbringen - und so konnte die Kapelle bereits ein gutes Jahr später eingeweiht werden.
 
 
 
Erschwerend kamen die politischen Ereignisse des Jahres 1933 hinzu. Umso mutiger ist die Entscheidung zu bewerten, die Kapelle in dieser Zeit zu bauen und dann noch am Giebel mit dem Spruch: „Erbaut in ernster Zeit“ zu versehen.
 
Aber Pastor Bruns - so habe ich gehört - galt als streitbar. So wurde er im März 1938 von der Gestapo aus Lavelsloh ausgewiesen und es wurde ihm ein Aufenthaltsverbot für die Kreise Nienburg, Neustadt, Diepholz und Syke erteilt. 
 
Begründung war damals: „Die Art Ihrer Erörterung des Kirchenstreites ist geeignet, erhebliche Unruhe in der nationalsozialistischen Bevölkerung hervorzurufen und das Vertrauen der Bevölkerung zu Staat und Partei zu untergraben.“
 
Aber nach Protesten aus der Gemeinde - etwa 700 Briefe wurden an die Gestapo geschrieben - der Pfarrkonferenz des KK Loccum-Stolzenau und des LKA Hannover wurde das Aufenthaltsverbot drei Wochen später wieder aufgehoben.
Auf Grund der gestiegenen Zahl der Gemeindeglieder wurde dann zum 1. November 1954 eine zweite Pfarrstelle mit Sitz in Essern eingerichtet. Daraus entstand dann 1956 die selbständige „Ev.-luth. KG Essern“. Pastor Bruns hat dieses nicht mehr miterlebt, denn seine „Amtszeit“ in Lavelsloh endete im Jahre 1950.
 
Vor 15 Jahren - 2008 - wurde die Kapelle dann umfangreich saniert. Das Fest zum 75-jährigen Jubiläum fand dann am 5. November 2008 (ein Mittwoch) statt. Der Festgottesdienst wurde dann am Sonntag, den 9. November 2008 gefeiert. 
 
Bei dieser Sanierung wurden auch die alten Sprüche in der Kapelle wieder freigelegt.
 
So steht zum Beispiel über der Eingangstür: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.
 
Dieser Spruch stammt aus dem Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 6.
 
In der Bibel heißt es weiter: „…niemand kommt zum Vater denn durch mich“.
 
Diese Aussage von Jesus ist die Antwort auf eine Orientierungsfrage: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ 
 
Gestellt wurde diese Frage von Thomas, der dafür bekannt ist, den Dingen auf den Grund zu gehen, um sie zu begreifen. Und anstatt sich wieder mit einem Bild zu behelfen, wie wir es von Jesus bei anderen „Ich-bin-Aussagen“ kennen, antwortet Jesus direkt und ohne Umschweife.
 
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
 
Diese Antwort von Jesus lässt keine Interpretationsspielräume zu. Klar, eindeutig und unmissverständlich wird kurz gesagt, weshalb Jesus auf der Welt erschienen ist und was das Ziel ist.
 
Und die Aussage „niemand kommt zum Vater denn durch mich“ setzt der Einseitigkeit der Aussage die Krone auf.
 
Allein Christus ist der Weg für uns Menschen zum Vater.
 
Und das Ziel?
 
Das Ziel ist die Gemeinschaft mit dem Vater. 
 
Doch wie ist das möglich? 
 
Jesus gibt darauf eine simple und unmissverständliche Antwort: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ 
 
Sein Leben, sein Leiden und seine Auferstehung bereiten uns den Weg.
 
Oder nehmen wir Matthäus 11, Vers 28 - der Vers steht da oben an der Empore. 
 
Manchmal, in scheinbar unbeobachteten Momenten, entschlüpft mir schon mal ein tiefer Seufzer - ein Aufatmen. 
Ja, und wenn es dann doch jemand wahrgenommen hat, dann kommt auch schon mal die Bemerkung: „Das kam aber von ganz tief unten“.
 
Und solch ein Aufatmen tut dann auch richtig gut - da wird es einem leichter.
 
Jesus lädt uns zu einem solchen Aufatmen ein. In Matthäus 11, Vers 28 heißt es: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
 
Jesus lädt die Mühseligen und Beladenen ein - Menschen, die müde geworden sind und schwer tragen an ihren Belastungen. 
 
Jesus steht mit offenen Armen da und wendet sich allen Menschen zu. Jesu Einladung gilt. Er lädt uns ein, ihm zu bringen, was uns belastet und müde macht:
 
-       den Stress, der oft unseren Alltag prägt und die Verantwortung, die wir zu tragen haben,
-       die Sorge um Menschen, die uns anvertraut sind,
-       das Leiden an einer Krankheit, mit der wir leben müssen,
-       die Trauer um einen geliebten Menschen, der uns genommen wurde,
-       die Schuld, die wir auf uns geladen haben,
-       die Angst vor dem, was uns die Zukunft bringt,
-       all die Wunden, die uns das Leben im Lauf der Zeit beigebracht hat,
-       aber auch die Ansprüche, die wir an uns selber stellen und uns damit unter Druck setzen,
-       und die Routine, die sich manchmal in unser Glaubensleben eingeschlichen hat.
 
„Kommt und bringt diese Lasten zu mir!“ - lädt Jesus uns ein. Das Licht, die Wärme, die Güte und Liebe, die Jesus ausstrahlt, die bekommen auch wir bei ihm zu spüren.
 
 
Und so möchte ich für heute schließen mit der Einladung Jesu: 
 
„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
 

Und die Liebe Gottes, die größer ist als alles, was wir uns vorstellen und erträumen können, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. 
 
Amen. 

Gebäude

Erbauungsjahr
1933